Offene Themen

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07.03.2021 11:51 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2021 11:57)
#1
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Hier könnt Ihr Fragen stellen und Themen bearbeiten, die noch offen sind.

Hallo liebe Andrea, erstmal möchte ich mich für dein Engagement bedanken. Viele der Themen in deinem Forum konnte ich auch bei mir feststellen. Jedoch habe ich so viel auf dem Herzen und weiß nicht wohin damit. Da du ja angeboten hast, gerne selber Themen zu eröffnen, habe ich dieses zur Kenntnis genommen und dieses neue Thema eröffnet. Ich hoffe du bist mir nicht böse.

Gruß Gerd


... meine eigenen Fragen folgen


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07.03.2021 12:07
#2
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Hallo, hier möchte ich mich kurz vorstellen, ich heiße Gerd, bin 45 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder (12 und 14).

Nun zu meinem eigentlichen Anliegen. Vor Berufs wegen bin ich Polizist. Bei einem Einsatz von vor 4 Wochen sind so schreckliche Dinge passiert, die ich bis heute gar nicht fassen kann. Klar kam es immer mal wieder vor, dass ich nach Vorfällen die ein oder andere Nacht nicht schlafen konnte. Nun kommen immer wieder schreckliche Szenen Nachts in meine Gedanken, die mich schweißgebadet aufschrecken lassen. Ich habe mich extra unter dem Vorwand des Schnarchens in unser Gästezimmer ausquartiert um meine Frau und meine Familie nicht zu belasten. ich kann und möchte denen nichts mitteilen. Sie machen sich bestimmt dann große Sorgen bzw. möchte ich nicht, dass sie so schreckliche Dinge erfahren müssen. Kurz um, mein Leben hat sich total verändert, ich bin ständig müde (Nachts max. 2h schlaf), reagiere bei dem kleinsten Anlass total aggressiv. Bekomme auch immer weniger von meiner Umwelt mit. Selbst beim Autofahren verfahre ich mich, trotz bekannter Strecken.

Was soll ich nur tun? Bin total verzweifelt!!! Habe Angst es zu Hause zu erzählen und zum anderen möchte ich es auf der Arbeit niemanden erzählen. Dann werde ich zum Weichei abgestempelt und verliere meinen eigentlich geliebten Job.

Für Anregungen wäre ich euch sehr dankbar.

Gruß
Gerd


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07.03.2021 14:15 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2021 15:06)
#3
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Lieber Gerd, vielen Dank für deine Initiative! Ich freue mich sehr über die Eröffnung einer neuen Rubrik. Hier kann ja wirklich jede/r hineinschreiben, die/der noch offene Fragen hat. Ich persönlich wüsste gerne, wer die Fragen beantworten soll? Möchtest du einfach ein paar Tipps der User sammeln, oder erwartest du von mir, dass ich eine fachliche Einschätzung abgebe? Oder soll es gar keine öffentlichen Antworten geben?


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07.03.2021 14:24
#4
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... jetzt zu deinem sehr ausführlichen Bericht deiner derzeitigen Situation. Es wird sehr deutlich, unter welchem Druck du stehst. Es ist gut, dass du angefangen hast, dich nach außen zu wenden und nicht mehr alles alleine verarbeiten zu wollen. Hilfe wäre in jedem Fall dringend angebracht. Wieder kann ich nur anbieten, sich direkt bei einem/r meiner Kollegen oder bei mir zu melden. Ich lese zwischen deinen Zeilen die Bitte, dich zu unterstützen, doch möchte ich dieses Forum nicht dazu nutzen, mich aufzudrängen. Wenn du möchtest, kann ich hier aufschreiben, was mir angesichts deiner Schilderung durch den Kopf geht. Doch denke ich, dass eine persönliche Betreuung allemal angesacht ist. Du solltest wissen, dass deine Reaktionen auf diesen Vorfall nichts Ungewöhnliches sind und mit der entsprechenden Nachsorge in den Griff zu kriegen sind. Sorge bitte für dich, indem du jetzt den nächsten Schritt tust, liebe Grüße Andrea.


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07.03.2021 17:46 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2021 17:56)
#5
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Hallo, ich bin sehr froh, dass ich hier eine Plattform gefunden habe um mich mitzuteilen. Erwartungen habe ich an niemanden, sondern würde mich freuen, Tipps zu bekommen wie es für mich weitergehen soll. Alle Antworten sind willkommen. Ruhig auch alles öffentlich. Bin ja anonymisiert ;-)

Wenn ich ehrlich bin habe ich Angst mich anderen, in der realen Welt, mitzuteilen oder sogar aufzudrängen.

Vor allem weiß ich gar nicht wie das gehen soll, ohne dass meine Familie oder mein Dienstherr das erfahren. Vor beiden will ich nicht als Schwächling darstehen, der nichts aushält und sich nun weinend in der Ecke verzieht und sich in Selbstmitleid suhlt.

Ich selbst möchte es ja auch nicht wahrhaben, wieso bin ich denn so schwach? Meine anderen Arbeitskollegen macht das anscheinend nichts aus. Mein Dienstherr labert mich nur nach dem Motto "...wenns eng wird, denke an Selbstsicherung" zu. Nun war es eng und jetzt drängst sich bei mir die Frage auf, ob ich nun ganz versagt habe. Ich habe Angst überhaupt nur meinem Chef gegenüber einen Funken zu erwähnen. Für Ihn bin ich der "Macher". Jetzt wenn ich so darüber nachdenke, gilt das auch für meine Familie. Ich muss halt funktionieren.

Gruß Gerd


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11.03.2021 18:51
avatar  Margret
#6
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Hallo Gerd,
ich habe deinen Text gelesen und bin etwas verwundert. Im Fernsehen müssen die Polizisten doch immer Berichte schreiben. Wieso kannst du einen schrecklichen Vorfall für dich behalten? Und habt ihr nicht Polizeipsychologen? Die sind doch sicher auch zur Verschwiegenheit verpflichtet? Und gibt es nicht solche Gesprächsgruppen, zu denen ihr hingehen müsst? Supervision oder so? Oder ist das alles freiwillig? Das hört sich an, als wenn ihr noch aus dem letzten Jahrhundert seid, ich dachte, inzwischen ist die Polizei schon weiter? Sorry, ich will dir hier nicht zu nahe treten, aber müsstest du das nicht melden?


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12.03.2021 12:47
#7
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Lieber Gerd,
ich hoffe, du bekommst noch ein paar Antworten mehr, mit denen du etwas anfangen kannst.
Für meine Ohren hört sich deine beschriebene Erschöpfung schon so an, als sei sie eine Folge einer großen Anstrengung, unter anderem auf Grund einer enormen Belastungssituation. Ich kann dir hier keine Ferndiagnose stellen, denn dafür müssten wir uns schon etwas intensiver unterhalten. Möglicherweise leidest du unter einer PTBS oder einer kPTBS, welche eine persönliche und intensive Behandlung notwendig machen. Ich wiederhole mich, wenn ich dir rate, dir professionelle Hilfe zu suchen; möglicherweiese bist du dann auch schneller wiederhergestellt, als du denkst. Sonst kann es allerdings auch zu einer Chronifizierung kommen und/ oder zu Comorbiditäten mit anderen Symptomen, was sich auch vermeiden ließe. Deine Leistungsfähigkeit stellt sich möglicherweise nicht einfach von selbst wieder ein, wie du ja auch schon festgestellt hast. Du kannst aber mal in der ICD-10 unter Belastungsreaktionen nachlesen, ob du dich da irgendwo wieder findest.
Liebe Grüße Andrea


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12.03.2021 20:01
#8
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Hallo, ich danke euch für euere Bemühungen und Anregungen. Leider komme ich zur Zeit zu gar nichts mehr. Was die Polizeipsychologen angeht, na ja, ich möchte da nicht hin. Wie schon bereits erwähnt habe ich Angst als Schlappschwanz dar zustehen. Außerdem ist es mir peinlich. Hätte ich jemanden angeschossen oder wäre ich angeschossen worden, wäre es vielleicht noch ok. Nun, bei mir sieht es anders aus. Ich war mit meinem Partner auf Streife. Plötzlich sehen wir am Straßenrand eine Schlägerei. Wir sind direkt dorthin gegangen um zu schlichten. Ein Jugendlicher hatte auf eine Frau eingeschlagen. Ich zog den Täter erstmal weg von der Frau. Diese war schon nicht mehr bei Bewusstsein, Auch Ihr Gesicht sah nicht mehr gut aus. Ich bitte es zu entschuldigen, jedoch werde ich auch hier nicht das ganze Ausmaß im Detail beschreiben. Mein Kollege hatte sich um die Frau gekümmert. Als wir dachten, die Situation unter Kontrolle zu haben, bekam ich einen Schlag ab. Womit ich nicht gerechnet hatte, dass er noch einen Stein in der Hand hatte. Ich sah es nicht kommen. Ich wurde bewusstlos. Mein Kollege hat von allem nichts mitbekommen was mit mir geschehen ist, er hatte anderes zu tun. In unserer Datenbank haben wir den Täter später gefunden; 15 Jahre alt, Ein Kind schlägt einen Erwachsenen Polizisten zu Boden! Peinlich! Ich schäme mich so.


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13.03.2021 11:13
#9
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Guten Tag lieber Gerd,
dir ist schon klar, dass auch die Polizei-Psychologen einer Schweigepflicht unterliegen?!
...aber erst einmal vielen Dank für deine ausführliche Schilderung des Vorfalls, welcher dich letztlich so aus der Bahn geworfen hat. Ich möchte dir nur kurz ankündigen, dass es sein kann, dass ich diesen Beitrag kürzen muss, falls sich jemand durch die beim Lesen auftauchenden Bilder beeinträchtigt fühlt. Du selbst hast ja eine große Sensibilität dafür, was entsprechende Szenen mit einem anstellen können.
Mir scheint es so, als habest du sehr strenge Maßstäbe dafür, ab wann du dich schämen dürftest. Das, was dir zugestoßen ist, gehört offensichtlich nicht dazu. Sicher wäre es ratsam, sich mal mit deinem Selbstbild und deiner Selbstfürsorge zu beschäftigen. Das lässt sich in diesem Rahmen aber nicht leisten. Natürlich ist es deine Entscheidung, dein Schamgefühl über andere Aspekte stellen. Möglicherweise wurde durch das Geschehen ein sehr altes Trauma getriggert, wodurch der sehr junge Gerd angesprochen wurde. Das würde erklären, warum der Aspekt der Scham so groß ist und die Angst, sich näher damit zu befassen. Früher gab es vielleicht keine andere Möglichkeit, einem Konflikt zu begegnen, als davor wegzulaufen.
... ich weiß, das klingt alles sehr abstrakt und ist zudem spekulativ. Doch möchte ich dir das gedankliche Modell nahe bringen, dass der erwachsene Anteil von dir bereits auf der Suche nach Hilfe ist, denn sonst wärest du nicht hier. Möglicherweise kann dieser Anteil so viel Verantwortung aufbringen, sich mit diesen Ohnmachtsgefühlen auseinandersetzen zu dürfen, um diese Geschichte zu überwinden. Trau dich, lieben Gruß Andrea


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14.03.2021 16:09 (zuletzt bearbeitet: 14.03.2021 16:10)
avatar  Margret
#10
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Hallo Gerd,
ganz ehrlich, ich verstehe dich nicht? Wärst du wirklich lieber angeschossen worden? Meinst du nicht, dass deine Frau froh ist, wenn sie erfährt, was passiert ist. Es ist doch echt egal, wie alt der Typ ist, der einem mit nem Stein auf den Kopf haut. Da kannst du echt froh sein, dass nicht mehr passiert ist. Was ist eigentlich dein Problem?
Gruß Margret


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14.03.2021 16:44
#11
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Hallo Andrea,

ich glaube du hast Recht mit deiner Vermutung. Da es mir hier jetzt zu intim wird, würde ich dich gerne anrufen um mit dir einen Termin abzustimmen. Muss jedoch noch sehen, wie ich es zeitlich so hinbekomme. Werde mich bei dir melden; Versprochen.

Gruß
Gerd


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14.03.2021 16:49
#12
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Hallo Marget,

ja, wäre lieber körperlich so stark verwundet gewesen, dann hätte man wenigstens was gesehen, So habe ich ein Blaues Auge und denn Spot meiner Kollegen zu fürchten. Ich schäme mich halt so, von einem Jungen außer Gefecht gesetzt zu sein.


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15.03.2021 12:13
avatar  Flipper
#13
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Moin moin!
Ich schau mir das hier schon eine Zeit lang an und frage mich ob ich mit meinem Problem richtig wäre. Ich fänds wirklich klasse wenn ich ein paar Tipps kriegen könnte wie ich damit umgehen soll. Ja, wo fang ich an? Ich will natürlich nicht dass mich hier jemand wieder erkennt. Man weiß ja nie. Kurz: meine Chefin hat mich irgendwie auf dem Kieker. Ständig gibt sie mir einen mit. Ich stehe dann da wie der letzte Trottel. Auf dem Weg zur Arbeit habe ich schon Bauchschmerzen und ich freue mich wenn ich krank genug bin um mich krank schreiben zu lassen. Das ist echt ein Scheißzustand! Was soll ich bloß machen?
Danke! Flipper


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16.03.2021 17:34
#14
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Lieber Flipper,
bei deinem Namen muss ich an einen wirklich lebenslustigen kleinen Kerl denken, der aus na ja fast jeder Situation einen Ausweg findet. Die Tatsache, dass du ihn dir gegeben hast, lässt doch zumindest hoffen, . Spaß beiseite, dein Problem hört sich nicht eben nach einer Lapalie an. Offensichtlich ist dein Bauch auch der Meinung, dass du hier besondere Aufmerksamkeit benötigst. Ich hoffe, du hast noch ein paar Menschen, mit denen du darüber sprechen kannst!? Ansonsten kann ich wieder nur dazu raten, dir entsprechende Zuhörer zu suchen. Sollte es einen Betriebsarzt oder vertrauensvollen Personalrat geben, könntest du dort beginnen. Eine Supervision wäre sicher auch hilfreich. Wichtig ist es, aus der Ohnmacht heraus zu kommen. Manchmal gilt es dafür einige innere Anteile kennen zu lernen, die dir vielleicht auch noch im Weg stehen, und solche, die dich stärken und unterstützen könnten. Möglicherweise gibt es auch Signale in deiner Außenwirkung, die es genauer anzuschauen gilt. Das wäre so ganz grob meine Idee, um dir über die Selbstreflexion und Selbstfürsorge genügend Stabiliät für weitere Schritte im Außen zu erarbeiten. Ob und wie du dich dann möglicherweise mit deiner Chefin auseinandersetzt, ist zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht klar.
Ich hoffe, das hilft dir für's erste ein wenig,
viele Grüße
Andrea


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16.03.2021 18:15
avatar  Jenny ( Gast )
#15
Je
Jenny ( Gast )

hey flipper - kennst du bossing? so nennt man mobben von bossen. ich wollts dir nur mal mitteilen. das ist heutzutage verboten. du kannst deine chefin anzeigen, wenn du echt was gegen die in der hand hast. musst du natürlich selber wissen. deine kollegen werden dann nicht mehr zu dir halten, das muss dir klar sein. trotzdem find ichs wichtig, dass du weisst wer im recht ist. viel glück!!


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